Brennnesseljauche selber machen
Die Brennnessel ist eine weit verbreitete Pflanze, die in vielen Teilen der Welt vorkommt. Die Brennnessel ist in Europa, Nordamerika, Asien und Afrika heimisch. Sie wächst in gemäßigten Klimazonen und ist oft in Gärten, Wiesen, an Bachläufen und Waldrändern anzutreffen. Die Pflanze zeichnet sich durch ihre spitzen Haare aus, die bei Berührung Hautreizungen verursachen können. Diese Eigenschaft macht sie leicht erkennbar und hat zu ihrem negativen Ruf als „brennende“ Pflanze beigetragen.
Ignoranten bezeichnen sie gern als Unkraut. Jedoch enthalten Brennnesseln eine Fülle von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nährstoffen wie z.B. Stickstoff, Kalium und Eisen. Ökologisch orientierte Gärtner schätzen sie daher als wertvollen Dünger und wirksames Pflanzenschutzmittel. Dies geschieht überwiegend in flüssiger Form als Brennnesseljauche. Nutzbar sind die brennenden Nesseln natürlich auch als Mulch oder als „Anschubdüngung“. Hier legt man beim Pflanzen von z.B. Tomaten wenige Blätter unter die Setzlinge.
Brennnesseljauche einfach herstellen
Um 10 Liter fertige Brennnesseljauche herzustellen, benötigt man ungefähr 1 kg frische Brennnesseln. Dies entspricht in etwa einem vollen 10l Eimer. Die genaue Menge kann je nach Rezept und persönlichen Vorlieben variieren, aber ca. 1 kg Brennnesseln für 10 Liter Jauche ist eine gängige Richtlinie.
Man sollte junge Triebe ernten. Einfach das obere Drittel der Pflanzen abbrechen. An den Bruchstellen entstehen zwei neue Triebe und die Pflanze gedeiht prächtig weiter. Der Vorteil dieser Methode: die zweite Ernte, ein paar Wochen später, hat den doppelten Ertrag pro Pflanze. Die Brennnesseln sollten keine Samen tragen, da diese auch in der fertigen Jauche keimfähig bleiben. Mit dem Ausbringen der Jauche würde man gleichzeitig Nesseln säen, was nicht immer und überall erwünscht ist.
Die gesammelte Ernte kommt in ein geeignetes Gefäß (Fass, Eimer), wird mit der gewünschten Menge Regenwasser (wichtig) aufgegossen, umgerührt und nicht luftdicht abgedeckt outdoor abgestellt. Aufwändig zerkleinern muss man die Pflanzenteile nicht, da sie jung und frisch, noch nicht faserig sind und sich fast vollständig auflösen werden. Die Abdeckung soll Insekten vor dem Tod durch Ertrinken bewahren. Da das Gemisch gärt, sollte die Abdeckung die Gärgase entweichen lassen. Täglich umrühren.

Bei warmem Wetter beginnt die Gärung ziemlich schnell. Das Gemisch beginnt zu schäumen und sein Geruch wandelt sich. Gärende Jauche kann bereits genutzt werden. (s.u.) Im Laufe der Zeit hört die Gärung auf und die Pflanzenteile lösen sich fast vollständig auf. Der Geruch der Mischung wird strenger. Beim täglichen Umrühren stellt man nach ca. 3 Wochen (temperaturabhängig) fest, das der konzentrierte Pflanzensaft brauchbar ist.

Der letzte Schritt ist das Ausfiltern, damit die Jauche gespritzt oder vergossen werden kann, ohne das z.B. das Sieb der Giesskanne ständig verstopft. Hat man junge Triebe zur Verjauchung verwendet und immer ordentlich umgerührt ist ein handelsübliches, grösseres, feinmaschiges Küchensieb gut geeignet dafür. Für die Nutzung in Gartenspritzen mit ihren recht engmaschigen Filtern, die relativ aufwändig zu reinigen sind, empfiehlt sich zusätzlich der Kaffeefilter oder ein Tuch.

Das Ergebnis ist eine herrlich grüne, nicht duftende Flüssigkeit, die für ca. 3 Monate nutzbringend verwendbar ist. Ihr Geruch bei der Anwendung wird allgemein als unangenehm empfunden, verfliegt aber schneller als der Gestank eines Verbrennungsmotors am frühen Morgen.

Mit einem geringen Aufwand ist ein wertvoller, nachwachsender Dünger entstanden. Während die Preise für überflüssiges Chemogift steigen, gibt es flüssige Werte ohne Risiken für die menschliche Gesundheit weiterhin kostenlos und ohne Fremdenergie. Es entsteht noch nicht einmal Müll, lediglich etwas Material zum kompostieren oder mulchen. Kreative Jaucheerzeuger lassen den Rest etwas trocknen, formen daraus einen Kuhfladen auf einem Weg und erschrecken damit Passanten.

Gärende Brennnesseljauche anwenden
Gärende Brennnesseljauche gilt als gutes Mittel gegen Blattläuse, Spinnmilben und andere Insekten in Beerensträuchern und Obstbäumen. Sie ist temperaturabhängig ca. 4 Tage nach dem Jaucheansatz nutzbar. Die Jauche muss hell sein und einen beissenden Geruch verströmen. Möglichst fein ausgefiltert und im Verhältnis 1:50 mit Regenwasser verdünnt wird sie im Frühjahr vor der Blatt u. Blütenbildung gegen Spinnmilben mehrfach gespritzt. Höhere Dosierungen sollte man vermeiden. Gegen Blattläuse wirkt die gärende Mischung annähernd immer und überall. Gespritzt werden sollte früh morgens oder abends um direkte Sonneneinstrahlung auf die gespritzten Pflanzen zu vermeiden.
Vergorene Jauche als Dünger nutzen
Als Flüssigdünger liefert Brennnesseljauche wichtige Nährstoffe, die das Pflanzenwachstum fördern. Stickstoff ist ein entscheidender Bestandteil für die Entwicklung von Blättern und Stielen, während Kalium das Wurzelwachstum und die Blütenbildung unterstützt. Eisen ist wichtig für die Bildung von Chlorophyll, das für die Photosynthese unerlässlich ist. Durch die regelmäßige Anwendung von Brennnesseljauche können Sie sicherstellen, dass Ihre Pflanzen alle notwendigen Nährstoffe erhalten, um gesund und stark zu wachsen.
Um Brennnesseljauche effektiv als Dünger zu nutzen, empfiehlt sich ein Mischverhältnis von ca. 1:10 bis ca. 1:20, also ein Teil Brennnesseljauche auf 10 bis 20 Teile Wasser. Dieses verdünnte Gemisch kann dann auf viele Kultur und Zierpflanzen angewendet werden.
Die genaue Verdünnung hängt von den spezifischen Bedürfnissen der Pflanzen ab und ist ein Erfahrungswert. Die Jauche ist ein reines Naturprodukt, dessen Zusammensetzung nicht immer gleich sein kann. Hier gilt wie bei vielen anderen Themen auch: Probieren geht über Studieren. Für empfindlichere Pflanzen oder Setzlinge kann eine schwächere Lösung im Verhältnis ca. 1:20 bevorzugt werden, während robustere Pflanzen von einer etwas stärkeren Lösung im Verhältnis ca. 1:10 profitieren können.
Am wirkungsvollsten ist das Düngen am frühen Sommermorgen, wenn der Boden noch etwas feucht und aufnahmefähig ist, oder nach einem Regen. Es ist auch wichtig, die Brennnesseljauche nicht direkt über die Blätter, sondern in den Wurzelbereich der Pflanzen zu gießen, ohne die Wurzeln auszuwaschen. Die Häufigkeit der Dunggüsse ist ein Erfahrungswert, abhängig von Bodengüte und Pflanzenart.
Welche Pflanzen vertragen die Jauche?
Grundsätzlich sollte man im Umgang mit Brennnesseljauche die Reaktion der unterschiedlichen Pflanzen auf ihre „Fütterung“ aufmerksam beobachten und die Dosierung entsprechend anpassen. Zu viel des Guten kann zu einer amerikanischen Hinrichtung der Vegetation durch Stickstoffüberschuss, Überdüngung führen.
Wurzelgemüse wie Möhren, Schwarzwurzeln, Rettich usw., sowie Zwiebelgewächse sollten nicht mit Brennnesseljauche behandelt werden. Bei Bohnen aller Art sollte man sparsam mit ihr umgehen. Tomaten, Paprika, Chili und Kohlpflanzen profitieren sichtbar und danken die guten Gaben bei der Ernte. Gleiches gilt für Kartoffeln und Blattgemüse wie Salat, Spinat usw. Sonnenblumen, Ringelblumen, Tagetes und andere Schönheiten gedeihen prächtig. Auch Kräuter wie Thymian, Dill, Basilikum, Cannabis vertragen Brennnesseljauche gut. Hier sollte man jedoch bei der Dosierung sparsam sein.
Zierpflanzen wie Rosen, Topfpflanzen, Zimmerpflanzen reagieren in der Regel positiv auf ein regelmässiges Schlückchen Jauche. Sie werden kräftiger und widerstandsfähiger.
Pflanzenschutz mit Brennnesseljauche
Zur Schädlingsbekämpfung hat sich im Verhältnis 1:10 verdünnte, fein gefilterte Jauche bewährt. Mehrfach früh morgens oder abends gespritzt wirkt sie gut gegen Blattläuse, Weiße Fliegen, Raupen
Spinnmilben u.Co. Gemischt mit Neemöl und oder Schachtelhalmjauche erweitert sich ihr Wirkungsbereich auf Thripse, Lauchmotten und andere Schädlinge.
Fazit
Brennnesseln sind unser Favorit, wenn es um organischen Flüssigdünger und Schädlingsbekämpfung geht. Sie sind überall zu finden und leicht zu ernten. Weil hoffentlich am geringsten mit Wohlstandsgiften belastet, sind für uns Brennnesseln aus dem Wald die 1. Wahl.
Brennnesseljauche kann nicht nach dem Motto: „viel hilft viel“ angewendet werden. Pflanzen sind Lebewesen, die Jauche und der Boden auch. Mit dieser Grundlage und Beobachtung der Natur hat man beim Einsatz von Brennnesseln im Nutzgarten gute Aussicht auf gute Erträge.